Ins Kissen atmen, die Beklemmung spüren und dabei die leisen Tränen in den Stoffbezug laufen lassen. Schlafen, aufstehen, kalten Kaffee mit zu viel Zucker trinken und alle Zigaretten aus der alten Kiste auf dem Vertiko rauchen. Nach Tagen langsam die Vorhänge zur Seite ziehen und in die Sonne blinzeln. Mit kleinen Schritten vor die Tür gehen, die warmen Strahlen auf der Haut spüren und das pulsierende Leben ringsherum auch langsam in sich erwachen lassen. Gegen den Wind laufen und sich vom aufkommenden Sturm tragen lassen, höher, weiter, immer schneller. Sich im Kreis drehen und auf dem Boden landen. Immer noch nicht verstehen, sich jedoch nicht mehr nach dem „Warum“ fragen.
Schweigen aus Mangel an Alternativen und der Furcht vor den Worten, die keine sind. Die Leere mit Neuem füllen, Stück für Stück, einen Schleier über die Erinnerung legen. Sich selbst wiederfinden und in die Sonne schauen. Vom Regen nicht beirren und den Nordwind vorbeiziehen lassen. Die Augen schließen, einatmen und neu erwachen. Im Notizbuch jeden Tag eine Erinnerung an die eigene Verletzlichkeit eintragen und die Repeat-Taste mit den Gedanken, Sehnsüchten und Träumen in die leere Kiste auf dem Vertiko sperren. Den Schlüssel wegwerfen, einen Anruf am Telefon annehmen, aber nur Stille in der Leitung hören.
Damit sind auch die wichtigsten Worte gesagt. Du erinnerst mich ans Taumeln und Fallen, aber auf jeden Fall ans Loslassen und Wiederaufstehen.
text & photo by Birge Tramontin